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Biwak im Schatten des „Lusgrind“

Schülergruppe übernachtet auf 2054 m Höhe


„Wir schreiben uns in die Biographien derer, die sich uns anvertrauen.“ (Werner Michl)


Gemäß dieses Zitats aus dem Bereich der Erlebnispädagogik ist es der Schule schon seit mehreren Jahren ein wichtiges Anliegen, zur Persönlichkeitsbildung der Schüler*innen nachhaltig beizutragen. Und so durfte eine 10-köpfige Schüler*innengruppe, zusammengesetzt aus den Klassen 8c, 9a, 9c und der KS1, eine wohl unvergessliche Zeit in einer Selbstversorgerhütte im Vorarlbergischen Marul (10. – 15.07.2022) zusammen mit Herrn Schmidt verbringen.

Der vom DAV in den Bereichen Bergwandern und Klettern ausgebildete Erlebnispädagoge schloss damit sein diesjähriges Begafö-Projekt „Abenteuer macht Schule – Schule macht Abenteuer“ im Großen Walsertal ab. Hervorragend und zuverlässig unterstützt wurde er dabei wie bereits in den vergangenen Jahren von Frau Hildegard Kitchen und der zusätzlich unterstützenden Europäischen Freiwilligen Timéa Fodor.

Nach einer Reihe von Vorbereitungs- und Planungstreffen im 2. Halbjahr setzte diese Praxiswoche ein Ausrufezeichen am Ende des Schuljahres und war für alle teilnehmenden Schüler*innen nach der langen und entbehrungsreichen Corona-Zeit wieder die erste gemeinsame Schulfahrt.

Während des Aufenthalts wurden z.B. das Orientieren mit der Karte und das Führen einer Gruppe geschult. Auch Problemlösungsaufgaben für die Gruppe, Übungen zur Selbst- und Naturwahrnehmung und zur Schärfung des ökologischen Bewusstseins im erlebnispädagogischen Sinne standen auf dem Programm. So waren die Teilnehmer*innen durch eine „Solo“-Aufgabe auch dazu gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, hatten aber auch immer wieder Partner- und Gruppen-Aufgaben zu absolvieren. Der kalte Marulbach mit seinem Wasserfall war dabei nicht nur Kulisse und Ort erlebnispädagogischer Inhalte wie z.B. die „Steinmusik“ oder das „Solo“, sondern er wurde auch zum Baden (8°C !) genutzt.

Am Bach entstanden zudem faszinierende Landart-Objekte der Schüler*innen, die in einer Refle-xions- und Gesprächsrunde den jeweils anderen vorgestellt wurden. Und nicht zuletzt das gemeinsame Zubereiten und Kochen des abwechslungsreichen, gesunden und leckeren Essens unter der gekonnten und motivierenden Anleitung von Frau Kitchen stellte einen wichtigen täglichen Baustein des Hütten-Aufenthalts dar.

Dank der stabilen und warmen Witterung waren Herz und Höhepunkt der Woche die von den Schüler*innen selbständig geplante 2-Tagestour, die gleich am ersten Tag 1500 Hm im Aufstieg und in der Summe 1550 Hm im Abstieg beinhaltete. Diese höchst ambitionierte Tour führte die Gruppe sehr steil hinauf über das „Fürkele“ (1937 m), wieder hinunter zur „Faludrigaalpe“ (1715 m) durch die Kernzone des Naturschutzgebietes „Faludriga Nova“ (Biosphärenpark), um erneut hinauf zur „Schwarzen Furka“ (2199 m) zu gelangen. Unterhalb des Sattels im Schatten des „Lusgrind“ (2286 m) fand die Gruppe dann einen atemberaubenden Biwakplatz für die Nacht, bevor es am nächsten Tag vorbei an der „Roten Wand“ (2704 m) über die „Laguzalpe“ (1584 m) zurück zur Hütte ging.

Die altersmäßig sehr heterogene Teilnehmer*innengruppe absolvierte die konditionell und alpinistisch anspruchsvolle Bergtour mit Bravour. Sie war außerdem stets hochmotiviert und leistungsstark, wobei sie sich in allen Situationen durchweg als ein vorbildliches großes Team präsentierte. Am vergangenen Freitag kehrte nun die 13-köpfige Gruppe gesund und begeistert aus dem „Lernfeld Alpen“ in die gewohnte Alltagswelt zurück.

Durch die erlebnispädagogisch intendierten Stufen „Ereignis – Erlebnis – Reflexion – Erfahrung“ haben die zurecht auf sich stolzen Schüler*innen in ihren jeweiligen Rucksäcken Erlebnisse und Erfahrungen in der Natur, mit der Gruppe und schließlich auch mit sich selbst mitgebracht. All dies wird sie ohne Zweifel ein Stück selbstbewusster und selbständiger durch die noch kommenden Schuljahre und vor allem durch das vor ihnen liegende Leben gehen lassen.

Thorsten Schmidt

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