Bild 1 Klaus Knoll: Jugendlager Federsee, August 2022, Italien; Bild 2-4 Uta Schubert
Menschen überwinden Grenzen
Zwischen Ärmelkanal, Wolga, Riga und Rom
Ein Vortrag von Klaus Knoll
Wieso verbringen Jugendliche ihre Ferien neben und auf einem Friedhof? Diese Frage stellte sich Christine Braig. Und um diesem Konzept näherzukommen, lud sie Klaus Knoll (Preisträger der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg) in das Salvatorkolleg Bad Wurzach zu der wiederaufgenommenen Vortragsreihe „Menschen überwinden Grenzen“ ein.
Ein Volksbund - Was ist das überhaupt?
Heute würde man das wohl Bürgerinitiative nennen, erklärt Klaus Knoll vor einer kleinen Gruppe interessierter Zuhörer.
„Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ist eine humanitäre Organisation, die sich um die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland kümmert. Dazu gehören die Suche, Bergung und würdige Bestattung der Kriegstoten, die Pflege der Gräber und Betreuung der Angehörigen.“
Und jeder kennt den Volkstrauertag. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und ist ein stiller Gedenktag. Er erinnert an die Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen.
Noch heute findet man unbekannte Gräber. Und etwa 30000 Kriegstote werden jährlich identifiziert und auf einen der großen Friedhöfe umgebettet. Kriegsgräberstätte heißt nicht nur Soldaten liegen dort begraben, sondern alle im Krieg Verstorbenen, auch Frauen und Kinder.
Durch die Online-Suche (https://www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online), erklärt Klaus Knoll, kann man vermisste Menschen auch nach langer Zeit noch finden. So hat man von seinem Opa vor sechs Jahren erfahren, wo er gefallen und bestattet ist.
Und was ist ein Jugendlager?
Auch das beschreibt Knoll mit einem moderneren Wort. Jugendlager ist so etwas wie ein Workcamp, erklärt er. Eine außerschulische Bildungsarbeit. Wenn die Jugendlichen (zwischen 16 und 25 Jahren) sich für 2 Wochen für das Lager anmelden, gehen sie ins europäische Ausland zum Arbeiten, um die Gedenkstätten als würdige Gedenkorte und Mahnmale gegen Krieg und Gewalt zu erhalten. Zudem wird die historisch-politische Komponente immer wichtiger, weil naturgemäß immer weniger Zeitzeugen zur Verfügung stehen. Es wird mit biografischen Schicksalen von den Gefallenen gearbeitet. Wichtig sind außerdem die nationalen und internationalen Jugendbegegnungen.
Eine typisches Jugendlage sieht folgendermaßen aus, als Beispiel hier das Lager 2022 am Gardasee. Schon auf der Fahrt dorthin nimmt man sich zwei Tage Zeit um in Innsbruck z. B. auch die Bergisel - Flugschanze zu besichtigen und dann in Ossario ein italienisches Beinhaus. Auch eine Wanderung im Rotwandgebiet (Südtirol) zum frei zugänglichen Freilichtmuseum Sexten Dolomiten mit seinem Überresten aus der Dolomitenfront im 1. Weltkrieg ist mit dabei. Costermano am Gardasee ist die endgültige Station. Dort wird, da Zeitzeugen immer weniger werden, mit Einzelschicksalen gearbeitet. Diese werden nach der eigentlichen körperlichen Arbeiten auf dem Friedhof vorgestellt. Denn die historische Bildung ist hier ebenso wichtig. Die Jugendlichen wurden ebenfalls aufgefordert, nach Kriegsgefallenen in der Familie zu fragen, die dann in die zuletzt stattfindende Gedenkfeier eingebunden werden können.