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„Das Handy-Netz in Kamerun ist besser als in Deutschland“

 Hannah Mischo (Abitur/Maz 2017) hält Experten-Vortrag im Seminarkurs „Afrika“

 

Der Seminarkurs „Afrika – Ein Kontinent voller Geschichte, Gegenwart und Zukunft?!“ (Leitung: Thorsten Schmidt) konnte bei seinem zweiten Termin an einem sehr interessanten Vortrag über den einjährigen Aufenthalt von Hannah Mischo teilhaben. Als „Missionarin auf Zeit“ war sie von 2017-2018 im zentralafrikanischen Kamerun (Jaundé) eingesetzt.

Den Einstieg gestaltete die Referentin mit dem Versuch eines Perspektivwechsels auf Seiten des Publikums, der sicherlich auch für die individuelle Themenfindung der Schüler*innen des Kurses von großer Bedeutung sein kann. Durch das falsch herum Aufhängen einer Weltkarte, die zudem in Form der sog. „Peters-Projektion“ gedruckt war, wird zum einen die Erde auf den Kopf gestellt und u.a. macht die Flächentreue der Karte die wirklichen Größenverhältnisse der Kontinente erkennbar.
Im Rahmen einer kurzen Gruppenarbeit galt es dann, 24 Thesen zum Globalen Süden und damit auch zu Afrika als Wahr- oder Falschaussagen herauszustellen und damit auch bekannte Klischeés über den Kontinent zu widerlegen.

In ihrem anschließenden Vortrag erzählte die ehemalige Schülerin des Salvatorkollegs von ihrer Faszination bei der Ankunft in der Hauptstadt des Landes, den riesigen Ausmaßen der Stadt, den vielen verschiedenen quirligen Märkten für Lebensmittel, Stoffe und Handwerker, dem Autoverkehr, den Straßen, dem zeitweisen Ausfall der Wasserversorgung sowie den Müllhalden.

Interessant waren auch die lebendig vorgetragenen Erlebnisse Hannahs bei der Arbeit für den Orden, z.B. in einer Vorschul-Schulklasse mit 80 (!) Schüler*innen und auf der angeschlossenen Krankenstation anzuhören. In einem Land, in dem es kein Gesundheitssystem wie dem Unsrigen gebe, sei diese ambulante Gemeinschafspraxis für die Bevölkerung der Umgebung ein unverzichtbarer Anlaufpunkt bezüglich der ärztlichen Versorgung! Der Familie komme bei der Betreuung kranker Angehöriger zu Hause die Hauptrolle zu. Auch von der Arbeit auf den Feldern des Ordens mit Früchten wie Kakaobohnen, Mais und Kochbananen berichtete sie. Hannah, die fließend französisch spricht, hatte keine Probleme zu ihren Mitschwestern schnell Kontakt aufzunehmen und viele weitere Freunde zu finden.

In der ehemaligen deutschen Kolonie (1886 – 1918), die erst 1960 und 1961 unabhängig sowie erst 1970 vereinigt wurde, und die über 300 indigene Sprachen und dazugehörige Kulturen beherbergt, gebe es aber seit 2016 zunehmend gewalttätige Unruhen zwischen den Regionen der 80% französisch- und 20% englisch-sprachigen Bevölkerung („Amazonien“-Konflikt). Von diesen ernsten Konflikten habe man in den deutschen bzw. europäischen Medien, wenn überhaupt, erst sehr spät und nur spärlich gehört. Schließlich stelle die Tatsache, dass der amtierende Präsident des Landes Paul Biya mit Hilfe einer selbst veranlassten Verfassungsreform seit 1982 (!) im Amt sei, wohl einen Beleg für die nicht lupenreine Demokratie des Landes dar. Und damit wären wir wieder bei den sog. „Klischees“ bezüglich des „dunklen Kontinentes“.


Thorsten Schmidt

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