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Pater Cajetan Oßwald: ein Lehrer mit viel Verstand und einem weiten Herzen – Zur Vorstellung seiner Biographie, geschrieben von P. Paulus Blum

Wenn sich ehemalige Schüler des Salvatorkollegs treffen, kommt die Sprache immer auf ihn. Gemeint ist Pater Cajetan Oßwald (1887-1975), unter der Bedingung freilich, dass die genannten „ehemaligen Schüler“ zu den etwas älteren Jahrgängen unter den Alumnen zählen. Am vergangenen Donnerstag, den 19. Juli stellte Pater Paulus Blum SDS seine Biographie vor, die er über seinen Mitbruder und früheren Lehrer verfasst hat.

Die Buchpräsentation war sehr gut besucht: Zahlreiche frühere Schüler P. Cajetans waren anwesend, zu denen schließlich auch P. Paulus selbst (Abitur 1959 am Salvatorkolleg) zählt. In seiner Präsentation berichtete P. Paulus in fesselndem Vortrag und mit seiner bekanntermaßen wohlklingenden Stimme vom Werdegang Pater Cajetans: Vom Sohn eines Ziegeleiarbeiters aus Untersulmetingen bei Laupheim zum Gymnasiasten in Ehingen und Lochau, später zum Seminaristen in Rom und zum Priester. Bereits mit 24 Jahren trat er in den Lehrdienst ein, anfangs im vorarlbergischen Lochau, nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs schließlich am Salvatorkolleg in Bad Wurzach, wo er bis zum stolzen Alter von 75 Jahren unterrichtete. Dabei verwendete der bei den Schülern – hier stimmt der ausschließlich männliche Plural – außerordentlich beliebte Pater und Lehrer keinerlei Aufzeichnungen, Notizen oder Konzepte: „Er sprach aus dem Herzen“, so Pater Paulus. In seinen Fächern – Deutsch, Religion und Kunstgeschichte – vermochte Pater Cajetan derart zu begeistern, dass einige Schüler (einer davon war als Zeuge persönlich anwesend!) buchstäblich jedes seiner Worte im Unterricht mitschrieben.

Um auch den später Geborenen einen Eindruck von der Wirkungsstätte Pater Cajetans, dem Salvatorkolleg des Jahres 1962, zu vermitteln, zeigte Pater Paulus einen Film, den Pater Ivo Schaible seinerzeit gedreht hat. Zu sehen waren neben dem typischen Zeitkolorit der frühen sechziger Jahre – viele Kunststoffbrillen und Zigaretten – die Patres, die damals am Bad Wurzacher Gymnasium unterrichteten. Viele im Publikum sprachen leise die Namen der Pater mit, die Pater Paulus für die jüngeren Zuhörer vorstellte. Die Hochachtung vor diesen ungemein gebildeten, mit universitätstauglichem Fachwissen ausgestatten Lehrern war mit Händen zu greifen. So war auf der Leinwand neben „Vogelpater“ Agnellus Schneider und „Heuschreckenpater“ Sebastian Weih auch Pater Cajetan Oßwald zu sehen.

Was sie neben ihrer hohen fachlichen Kompetenz gemeinsam hatten: Sie konnten Schüler faszinieren und inspirieren. Hierbei gilt vor allem Pater Cajetan als pädagogisches Vorbild. In einer Zeit, in der in Schulen noch ungestraft von Lehrerseite geprügelt wurde, wo Bloßstellung und Demütigung – gerade in den finsteren Zeiten des Dritten Reiches, aber auch noch in den Jahren danach – an der Tagesordnung waren, leitete Pater Cajetan seine Schüler durch sein gutes Vorbild, machte sie aufmerksam für das Schöne und Interessante, nicht nur in Kunst und Literatur. „Gibt es charismatische Lehrer?“ fragt Pater Paulus im Klappentext seines frisch veröffentlichten Buches – und gibt im folgenden Satz die Antwort „Ja, es gab sie und es gibt sie, auch heute noch.“

Zum Ende dieses Artikels sei noch einmal alles gedankt, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben: Frau Fluhr und Frau Kitchen für Speis und Trank und den Schlossbläsern unter der Leitung von Bernhard Klein für die musikalische Begleitung.

Markus Benzinger