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Facebook ist kein gemeinnütziger Verein – Über die Kommerzialisierung unserer Daten: ein Vortrag von Prof. Dr. Bela Mutschler

 

Wie verdient Facebook eigentlich Geld? – Diese Frage stand nicht nur in der Titelzeile der Vortragsankündigung sondern auch im Mittelpunkt des Vortrags selbst, den Prof. Dr. Bela Mutschler am 29. Januar im Foyer des Salvatorkollegs gehalten hat.
„Facebook ist kostenlos, aber seine Nutzung letztlich nicht umsonst.“ Dieses Zitat tauchte dem Wortlaut oder zumindest dem Sinn nach in diesem Vortrag immer wieder auf. Bela Mutschler, Leiter des Studiengangs „Internet und Online-Marketing“ an der Hochschule Weingarten-Ravensburg verdeutlichte mit dieser scheinbar paradoxen Formulierung wie soziale Netzwerke – allen voran der Branchenführer Facebook – von ihren Nutzern profitieren, oftmals ohne deren Wissen. Mit aktuell etwa 350 Milliarden US-Dollar liegt der Börsenwert des Unternehmens höher als derjenige der drei größten deutschen Autobauer, der beiden größten Privatbanken und dem Softwareunternehmen SAP zusammen. Aber wie erklärt sich dieser Wert angesichts der Tatsache, dass Facebook – wie ein kluger Diskussionsteilnehmer nach dem Vortrag bemerkte – verhältnismäßig wenig Beschäftigte, keine großen Fabrikgebäude oder Maschinen besitzt? Bela Mutschler hatte in seinem kurzweiligen, mit anschaulichen Informationen und Fakten gestützten Vortrag die Antwort parat: Das Kapital der Gegenwart – und der näheren Zukunft allemal – sind Daten. Und über diese verfügt Facebook im Überfluss. Hierzu zählen aber nicht nur diejenigen Daten, die der User beim Anlegen seines Profils freiwillig und bewusst angibt, also etwa Geschlecht, Alter, Beziehungsstatus usw. Vielmehr kann Facebook auch aus fast allen anderen Handlungen eines Benutzers direkt oder indirekt Informationen generieren: Dies beginnt beim Posten von Bildern und Textnachrichten – Facebook liest mit, selbst wenn der User die Texte nach kurzer Zeit wieder löscht – , setzt sich bei den gerne und häufig verteilten „Likes“ fort – Facebook weiß also, was dem jeweiligen Nutzer gefällt oder nicht – und endet bei solch beiläufigen Aspekten wie Click- und Tippgeschwindigkeit und dem Bewegen des Mauszeigers durch den User. Wie Bela Mutschler zeigen konnte, sind Facebook & co. in der Lage, aus einer großen Menge von jeweils unbedeutend wirkenden Daten Schlüsse mit erstaunlicher Genauigkeit zu ziehen. So kann z.B. mit einer Treffgenauigkeit von 93% auf die Hautfarbe des Users geschlossen werden.
Die somit gewonnenen Daten kann Facebook verkaufen, vor allem an Firmen, die online Werbung schalten. Was viele nicht wissen: Die Werbung, die am Bildschirmrand erscheint, ist stets individuell auf den Menschen abgestimmt, der sich gerade eingeloggt hat. Mit anderen Worten: Wenn zehn Personen gleichzeitig die gleiche Seite besuchen, erscheinen an den Seitenrändern mit hoher Wahrscheinlichkeit zehn verschiedene Werbeeinblendungen. Dies ist eines der Ergebnisse der Geschäftsmodells, das Prof. Mutschler vorgestellt hat. Zum Ende seines Vortrages ermahnte Mutschler zu einem sorgsamen und bewussten Umgang mit Internetmedien – insbesondere mit sozialen Netzwerken. „Digitale Sparsamkeit“ nennt er diese Verhaltensweise, die er Eltern bei der eigenen Mediennutzung wie auch zur Weitergabe an ihre Kinder empfiehlt.
Im Anschluss an den Vortrag entstand eine lebhafte Diskussion, die sich vor allem um die Macht großer Silicon-Valley-Konzerne und die relative Ohnmacht staatlichen Handelns drehte.
Ein besonderer Dank gilt dem Elternteam und dem Elternbeirat des Salvatorkollegs, auf deren Initiative hin der Vortrag von Prof. Mutschler organsiert wurde. Zudem gilt der Dank des Gymnasiums Salvatorkolleg der Firma Lissmac, der Kreissparkasse Ravensburg und der Volksbank Allgäu-Oberschaben: Deren finanzielle Unterstützung sorgte dafür, dass der Eintritt zum Vortrag frei gewesen ist.

Markus Benzinger