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Sozialpraktikum im Naturkindergarten

Wir, Kilian und Luca, haben unser zweiwöchiges Praktikum im Naturkindergarten in Kißlegg verbracht und wollten speziell in diesen Kindergarten, da dieser Kindergarten anders ist als die meisten. Zudem war ich (Luca) bereits selbst als Kind in diesem Kindergarten, als dieser auch noch relativ neu war. Den Kindergarten gibt es nun schon seit 15 Jahren und ich war gespannt, was sich alles verändert hat. Wie der Name schon sagt, befindet sich der Kindergarten nicht wie die meisten anderen in einem Gebäude, sondern im Wald und auf dem St. Anna Spielplatz in Kißlegg. Kinder und Erzieherinnen sind also nicht wie andere Kinder in Aufenthaltsräumen und spielen dort mit „normalen“ Spielsachen, sondern gehen in den Wald um dort in der Natur mit den anderen Kindern zu spielen. Wald bedeutet auch, dass es dort keine Klos und Waschbecken gibt, sondern die Kinder in der Natur aufs Klo gehen und sich die Hände mit abgekochtem, warmen Wasser und Schaum waschen.

Normalerweise sind die Kinder bei jedem Wetter draußen, sofern es sich nicht um ein schlimmes Gewitter oder einen Sturm handelt. Dementsprechend haben die Kinder Schneehosen, warme Jacken, sowie feste Schuhe, Handschuhe und Mützen an. Sollte es aber doch zu einem Sturm kommen, wie in unserem Fall zu Sturm Sabine, gibt es einen Schutzraum im Zellerseekindergarten, in dem sich die Kinder aufhalten können, wenn es zu gefährlich ist, in den Wald zu gehen. In diesem Schutzraum haben wir die ersten zwei Tage unseres Praktikums mit gerade einmal 17 Kindern verbracht. Der Schutzraum war für mich die erste Änderung, denn als ich noch im Kindergarten war, gab es keinen Schutzraum, das heißt wir waren tatsächlich bei jedem Wetter draußen und nur beim stärksten Gewitter in der Hütte auf dem St. Anna Spielplatz.

Im Winter beginnt jeder Tag im Kindergarten um 8 Uhr und endet für die meisten um 13 Uhr. Um 8 Uhr treffen sich alle Kinder auf dem Spielplatz und können bis um 8:30 Uhr dort spielen, bevor gemeinsam ein Morgenkreis gemacht wird und wir uns anschließend auf den Weg in den Wald machen. Da es mittlerweile 41 Kinder sind, welche den Kindergarten besuchen, gibt es 2 Gruppen mit jeweils 3 Erzieherinnen. Diese Gruppen sind wiederum in drei Altersgruppen eingeteilt, die noch gleich hießen, wie damals als wir die Gruppennamen aussuchten. Wir wurden auf die beiden Gruppen aufgeteilt und durften dort je eine Woche verbringen, bevor wir gewechselt haben, so hat jeder von uns beide Gruppen und auch die verschiedenen Plätze kennengelernt.

Im Wald befinden sich Bauwagen, in denen sich die Kinder im Winter aufwärmen können und in welchen auch gegessen wird. Außerdem gibt es einen Materialwagen, in dem sich Werkzeuge, wie Hämmer, Sägen und Schraubstöcke befinden, denn die Kinder haben hier auch schon sehr früh die Möglichkeit eigene Sachen auszusägen oder zu bauen. Während unseres Praktikums hatten sie zum Beispiel das Thema Rotmütz (das ist eine Zwergen-Geschichte) und haben diesen aus Korken und Filz gebastelt und einzelne haben ihn auch ausgesägt und angemalt. Wie bereits erwähnt haben die Kinder keine „normale“ Spielsachen, sondern spielen mit den Sachen, die sie finden, oder nutzen die Sachen aus dem Werkraum. Gebastelt und gemalt wird aber wie in jedem anderen Kindergarten auch, jedoch werden hier oft Sachen aus der Natur, wie z.B. Holz oder Zapfen zum Basteln benutzt. Auf einem der Bilder sieht man zum Beispiel, wie sie aus Zapfen, Fett und Sonnenblumenkörnern Vogelfutter herstellen.

Früher bestand der Kindergarten nur aus einer Gruppe, mit drei bis vier Erzieherinnen und auch der Platz hat sich sehr stark verändert. Es gibt einen neuen Bauwagen und auch einen anderen Materialwagen, aber die „Nester“, welche wie eine Art Sitzkreis sind, gibt es immer noch und auch hier spielen die Kinder immer noch gerne. Da es an einem Tag geschneit hat, konnten wir sogar Schneemänner und ein Schneesofa bauen, die anschließend in den Bach geworfen wurden, um zu sehen, wie schnell es geht, bis der gesamte Schnee geschmolzen ist.

Da wir aufgrund von Sturm Sabine auch zwei Tage in einem normalen Kindergarten verbracht haben, konnten wir den Unterschied sehen, wie sie sich in einem normalen Kindergarten und in der Natur verhalten. Und es war auffällig, wie viel ausgelassener die Kinder in der Natur waren und wie froh, als sie endlich wieder in den Wald konnten, in dem sie viel mehr Platz zum Spielen hatten. Zudem ist es dem Naturkindergarten ein großes Anliegen, dass sie kein Kindergarten sind, in welchem die Kinder ausschließlich im Wald spielen, sondern es wird großen Wert daraufgelegt, dass die Kinder etwas über die Natur lernen und sich mit ihr auseinandersetzen. Durch das Verstehen und Wertschätzen der Natur lernen die Kinder auch schon im jungen Alter etwas über Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Durch das tägliche Spielen an der frischen Luft und das Ausnutzen der natürlichen Bewegungsmöglichkeiten wir das Immunsystem der Kinder gestärkt und man hat gesehen, wie wenig Kinder von allen 41 zum Schluss unseres Praktikums gefehlt haben, weil sie krank waren. Allgemein waren es für uns zwei sehr erfahrungsreiche und lustige Wochen. Wir hatten sehr viel Spaß mit den Kindern und auch wir konnten sehr viel von ihnen lernen. Wir können es nur weiterempfehlen zum Sozialpraktikum in diesen Kindergarten zu gehen und blicken mit schönen Erinnerungen an diese zwei Wochen zurück.

Luca Frick und Kilian Krämer