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Wallfahrt nach Taizé, 15.-22.07.2018: Spiritualität ohne Ablenkung – und ohne Messer und Gabel

 

EinhammermegagenialerSatzmüsstehierstehen. Doch da es mit dem tiefgründigen Einstieg irgendwie nicht klappen mag, beginnen wir am Anfang unserer Taizéfahrt:
Im Juli 2018 pilgerten wir, 41 Schüler/innen zusammen mit Herrn Hoch, Frau Rech, Pater Mariusz und zwei weiteren Begleitpersonen nach Frankreich. Unsere Pilgerfahrt dauerte ca. achteinhalb Stunden, sodass wir am Sonntagabend noch vor dem Abendessen aus dem Bus aussteigen und in die Baracken einziehen konnten.

Der erste Abend war wohl doch etwas besonders. Zum ersten Mal vielleicht saß der eine oder andere in einer Kirche und nicht nur das: Die Kirche in Taizé fällt durch ihre Schlichtheit auf. Sie hat weder bemerkenswert viele Statuen Heiliger, noch verfügt sie über zahlreiche Bilder. Genauso wenig kann man in der Kirche in Taizé Sitzbänke finden. Der ganze Boden ist aus Teppich und nur hier und da stehen  vereinzelt an den Wänden Bänke. Für die älteren Taizébesucher stehen in festgelegten Ecken Stühle.
Ein weiteres, nicht weniger interessantes Merkmal dort ist die Tatsache, dass es zum Verzehr der Speisen weder Messer noch Gabeln gibt. Für diejenigen, die das erste Mal Teil der dortigen Pilgergemeinschaft wurden, war es beispielsweise eine Kunst für sich, sein Frühstücksbrötchen mit Butter zu bestreichen. Nach einwöchiger Übung sind wir mittlerweile alle dazu in der Lage, ohne Hilfsmittel zu frühstücken.

Während unseres Aufenthaltes waren noch weitere 2800 Menschen in Taizé, darunter viele Deutsche, Engländer und Niederländer. Bei so vielen Leuten gibt es viel zu tun; unsere 17- und 18-jährigen (oder älter) lebten dort nach dem Motto: arbeite und bete. Ihnen wurde die Aufgabe anvertraut Klos oder Duschen zu putzen, Mülleimer zu leeren, oder den Chor zu unterstützen. Freiwillige Helfer wurden bei der Essensausgabe und auch beim anschließenden Spülen gern gesehen.
Wir alle hatten einen geregelten Tagesablauf, der sich nie vom Tag davor unterschied: Jeden Morgen um 8:15 Uhr wurde ein Morgengebet gefeiert (zuvor für Frühaufsteher sogar eine Eucharistiefeier). Danach gab es Frühstück mit anschließender Bibeleinführung. Herr Hoch wurde bei den Einführungen der 15 und 16-jährigen als Übersetzer engagiert, was er ausgesprochen gut gemeistert hat. So wurde es zumindest nie langweilig. Nach den Einführungen trafen wir uns in unseren Bibelgruppen und besprachen u.a. auch die Textstellen noch mal genauer, oder unterhielten uns über unsere Meinungen und Ansichten, wie wir reagieren würden etc…

Vor dem Mittagessen gab es das Mittagsgebet und während unsere älteren Vertreter sich am Nachmittag ihren Aufgaben widmeten, hatten die Jüngeren von uns noch einmal Bibelstunde mit ihren Kleingruppen. Bis zum Abendessen, das um 19:00 Uhr war, hatten wir dann noch immer Freizeit. Danach jedoch war der dritte und letzte Gottesdienst des Tages, das Abendgebet mit offenem Ende. Jeder konnte blieben oder gehen oder zur späteren Stunde zurückkommen. Nach dem Gottesdienst sang man dort einfach weiter Lieder in allen Sprachen oder man konnte mit einem Bruder aus der Taizégemeinschaft sprechen.
Abgesehen vom Aufenthalt in der Kirche war abends die einzige andere Möglichkeit sich zu treffen das sog. OYAK. Das ist ein Bereich auf der anderen Seite der Straße mit kleinen Shops und Zelt, in dem Musik gemacht wurde und man nebendran auf der Wiese einfach zusammen stehen konnte, um sich zu unterhalten oder um Spiele zu spielen.

Obwohl der Tagesablauf jeden Tag derselbe war, so unterschieden sich die Tage in Taizé doch wie bunte Hunde von den normalen daheim. Entweder, weil man jemand neues kennen lernte, weil man dazu angeregt wurde, über etwas nachzudenken, das man bis dahin vielleicht verdrängt oder übersehen hatte, oder weil man an neue Orte ging, beispielsweise gibt es neben den Baracken eine Quelle oder man spaziert ins Nachbardorf oder zum Bauern, der selbstgemachtes Eis und anderes verkauft.

Ein weiterer sicher berührender Moment für einige war die Abendkirche am Samstag, als die Auferstehung Jesu gefeiert wurde. Das Licht wurde an den Nebenmann weitergegeben, bis schließlich jeder eine brennende Kerze vor sich hatte. So manch einer war so von dieser Atmosphäre ergriffen, dass ihm sogar Freudentränen aus den Augen traten. Einige weitere Tränen flossen auch beim Abschied von den neugewonnenen Freunden am Sonntagmorgen.

Doris Krol, Klasse 10b (2017/18)