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Was ist das für ein Licht? –

Zum Musiktheater „Der Mond”, Premiere am 2. Juli 2017

Begeisterter und lang andauernder Applaus stand am Ende der Premiere des Musik-Theaterstücks „Der Mond“ von Carl Orff, aufgeführt von den Ensembles des Gymnasiums Salvatorkolleg und der Jugendmusikschule Bad Wurzach im Dorfstadel Ziegelbach.

„Auch die Toten sollen leben!“ Dieser Satz verbindet Friedrich Schiller mit Wolfgang Ambros; auf halbem Weg zwischen den beiden liegt Carl Orff (1895-1982). Und gerade die Szene im Totenreich, in der die Verstorbenen saufen, zechen und feiern, statt in Würde ihre ewige Ruhe zu begehen, ist sinnbildlich für den Bayerischen Komponisten. Was ist geschehen?


Die Ruhe der Toten wurde gestört durch das Mondlicht. Da ansonsten permanente Finsternis den Orkus beherrscht, verhalten sich die Verstorbenen angesichts der unerwarteten Helligkeit ungewöhnlich – und zutiefst menschlich! Mitgebracht haben das Mondlicht vier Burschen (im Musiktheater werden sie kurzerhand verdoppelt). Sie haben zu Lebzeiten den Mond gestohlen, ihn dann wie eine Lampe gegen Bezahlung betrieben, gehegt und gepflegt. Schließlich hat jeder der Burschen ein Viertel des Mondes mit ins Grab genommen. Da strahlt nun der wieder zu einem Ganzen zusammengesetzte Mond und leuchtet dem Publikum die ganze krachlederne Wirthausherrlichkeit im Totenreich aus. Und es geht alpenländisch-handfest weiter.

Von dieser Störung göttlicher Gesetze alarmiert macht sich Petrus auf in die Unterwelt. Wie im Volksstück vom Brandner Kaspar ist der heilige Pförtner teils gütig und jovial, teils pflichtbewusst und gestreng. Dies ist der Grund, warum auch seine Figur im Musiktheater verdoppelt wurde - oder ist all die Verdopplerei doch eine dramaturgische Anpassung an die verzerrte Wahrnehmungsfähigkeit der angedudelten Zombies? Wie auch immer: Den beiden Petrusfiguren gelingt es, den Mond wieder in den Himmel zurück zu bringen und somit auch dem Totenreich seine angestammte Stille – a Ruah is!

Ist all dies geeignet für eine Schüleraufführung? Und wie! Dem knapp achtzig Jahre alten einaktigen Bühnenstück (Uraufführung 1939), das Orff als „ein kleines Welttheater“ betitelte, haben die beteiligten Musiker, Sänger und Schauspieler neues Leben eingehaucht. Erfreulich hierbei ist, dass die volle Bandbreite der Schul-Ensembles, sowohl was das Alter der Mitwirkenden – von der 5. Klasse bis zur Kursstufe – als auch was deren musikalische oder dramatische Tätigkeit betrifft, ausgeschöpft wurde.

Wie für den Komponisten Orff üblich, spielen Percussion-Instrumente eine besondere Rolle und unterstreichen die Dramatik der Spielszenen. Ein großes Kompliment gebührt allen, die unter der Leitung der Musiklehrerinnen Christine Braig und Barbara Zinser zum Erfolg der Premiere beigetragen haben, dies gilt freilich auch für diejenigen Helfer, die nicht auf oder vor der Bühne zu sehen gewesen sind. Allen ein herzliches Vergelt’s Gott.

Wer sich das Stück (noch einmal) ansehen möchte: Weitere Aufführungen finden am 5. Juli und am 7. Juli im Dorfstadel in Ziegelbach statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird aber gebeten.

Markus Benzinger