Suche

Bei Schumanns im Wohnzimmer

Eine musikalisch-szenische Erzählung im Wurzacher Schloss am 22. Mai 2022


Zu Gast bei einer der musikalischsten Familien der deutschen Kulturgeschichte waren die Besucher, die sich am 22. Mai Sonntag nachmittags auf den Weg zur Rückseite des Wurzacher Schlosses und dann zum Foyer der Schülerbibliothek machten: bei Schumanns – und ihren acht Kindern, wie die Einladung titelt.

Tatsächlich waren es etwas mehr als acht Kinder, die den fiktiven Salon des Komponisten und Dirigenten Robert und seiner Frau, der Pianistin und Komponistin Clara Schumann bewohnten. Gleichwohl: Die vertrauliche Atmosphäre eines bürgerlichen Wohnzimmers zur Mitte des 19. Jahrhunderts war spürbar. In der einen Raumecke: das Piano. Gespielt wurde es von Schülerinnen und Schülern der Klasse von Martina Blum aus der Musikschule Bad Wurzach. Hier wurden – teils als Solo-Programmstücke, teils zur Untermalung der szenischen Episoden – ausschließlich Schumann-Stücke gespielt.

In der Mitte der Foyerbühne: ein Sofa, Inbegriff des bürgerlichen Salons und Turngerät der Kinderschar gleichermaßen. Hier spielen und toben die Schumannschen Kinder, verkörpert von den Schülerinnen und Schülern der Musiktheatergruppen der 5. Klassen am Salvatorkolleg. Einige der Kinderstücke, die Robert Schumann komponiert hatte, da er mit der Qualität der Unterrichtsstücke seiner eigenen Kinder unzufrieden war, werden ganz plastisch umgesetzt: der „Wilde Reiter“ rast mit seinem Steckenpferd ums Kanapee, beim Soldatenmarsch gehen die Kinder in Reih und Glied.

Dazwischen erfährt der Besucher mehr über die Familie Schumann, die nicht selten auch getrennt ist, wenn Vater oder Mutter auf Tournee sind: Briefe werden vorgelesen, am Ende wird auch getrauert: Robert Schumann, der, einem bösen Aphorismus zufolge, „als Genie begann und als Talent endete“, stirbt mit nur 46 Jahren in der Nervenheilanstalt zu Endenich bei Bonn. Der Auftritt der Musiktheatergruppe wurde von Musiklehrerin Christine Braig, Gymnasium Salvatorkolleg, geleitet.

Das sehr sehenswerte szenische Spiel wurde übrigens zwei Mal aufgeführt: Da die Corona-Epidemie zwar auf dem Rückzug, aber noch keineswegs weg ist, entschieden sich die Veranstalterinnen, die etwa halbstündige Aufführung vor einem überschaubaren Publikum einmal um 15:00 Uhr, mit den Musiktheater-Schülerinnen und -Schülern der Klasse 5c, und einmal um 17:00 Uhr mit denjenigen der Klassen 5a und 5b auf die Bühne im Wurzacher Schloss zu bringen.

Zum Ende sei noch einmal allen gedankt, die zum Gelingen des kulturell ansprechenden Nachmittags beigetragen haben: den Musiklehrerinnen Martina Blum und Christine Braig ebenso wie den Klavier- und den Musiktheater-Schülerinnen und –Schülern.


Markus Benzinger

Mehr Info