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Konsum ist Käse – Zur Aufführung „Leben ist Warehouse – life!“ der Musiktheater-AG und des Projektes Salvator-Impro

Eine Aufführung der besonderen Art fand am vergangenen Montag, den 9. Juli im Foyer des Salvatorkollegs statt. Unter dem Titel „Leben ist Warehouse – life!“ zeigten die Schülerinnen und Schüler der Musiktheater-AG wie auch des Begabungsförderungs-Projekts „Salvator-Impro“ ein ungewöhnliches Bühnenstück.
Der Handlungsrahmen des Stücks wird gebildet durch einen Einkaufstag – einen Tag in einem großen Warenhaus, wo alles bunt, verführerisch und verfügbar ist. In einzelnen Episoden, teils pantomimisch, teils mit Musikbegleitung, teils mit Gesangspassagen, zelebrieren die Protagonisten das Erlebnis Shopping. Doch was als berauschender Gegenentwurf zum scheinbar drögen Alltag beginnt, endet nach dem Bezahlen und dem Verlassen der glitzernden Warenwelt in Unerfülltheit und Frustration.

Konsum ist Käse! Auf diese knappe Formel lässt sich der kritische Ansatz des Bühnenstücks bringen. Denn jedes Mal, wenn von den Freuden des Kaufens und Konsumierens die Rede ist, kippt die Szene unweigerlich ins Komische, Bizarre und Skurrile: Ein junges Paar möchte ein Bett kaufen, die qualifizierte Polstermöbelverkäuferin überschüttet die Kunden mit Phrasen aus dem Katalogdeutschen – Loriots Bett-Experte Hallmackenreuther lässt grüßen. Ein Werbespot für Käse verkommt zum nationalistischen Wettbewerb: Am Ende steht der deutsche Rrrrreichskäse, angeboten vom Mann im Gestapo-Ledermantel. Offenbar ist nicht nur der entfesselte Konsum schlichtweg Käse.

In einer anderen Szene bewegen sich Käufer zwischen Schaufensterpuppen, wobei die Grenzen zwischen Mensch und unbelebtem (An-)Schauobjekt nach und nach verschwimmen. Dazwischen fahren die kauflustigen Warenhausbesucher im Konsumtempel Rolltreppe und wandeln wie willenslos durch die Gänge: Die Gleichsetzung von sedierten Shoppingsüchtigen und Untoten ist gewollt, bereits George A. Romeros Filmklassiker „Dawn of the Dead“ basiert auf diesem Gedanken.
Die Form und Sprache des Stückes – es sind Elemente des Musiktheaters gemischt mit denen des Improvisationstheaters – sind für Schulaufführungen eher ungewöhnlich und verleihen der Aufführung einen experimentellen Touch. Gleichwohl ist es interessant und bringt die Botschaft dem Zuschauer und –hörer eindrücklich nahe.

Neben den Mitwirkenden der Musiktheater-AG, geleitet von Christine Braig, und den Schülerinnen und Schüler des Projektes „Salvator Impro“ unter der Leitung von Lydia Hohl und Dr. Matthias Hoch, ist an dieser Stelle auch noch einmal den übrigen Mitwirkenden zu danken: Eine eigens für diesen Anlass zusammengestellte Band sorgte für die musikalische Begleitung. Darüber hinaus ist allen zu danken, die für Bestuhlung, Bühnenaufbau und die notwendige Technik gesorgt haben. Eine zweite Aufführung findet am Dienstag, den 10. Juli statt.


Markus Benzinger