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Ein Generationswechsel am Salvatorkolleg

Zum Abschluss des „Epochenjahres“ 2019/20


In vielerlei Hinsicht wird das Schuljahr 2019/20 als Epochenjahr in die Geschichte des Gymnasiums Salvatorkolleg eingehen. Ein Grund ist sicher das Coronavirus, das vor allem hinsichtlich seiner Folgen überall auf der Welt – und auch an unserer Schule – „epochemachend“ war und ist. Ein weiterer besteht darin, dass sich die Schule im Juli 2020, zum Ende des Schuljahres, erheblich umgestaltet. Dies zeigte sich eindrücklich bei der Abschlusskonferenz des laufenden Schuljahres am Mittwoch, den 29. Juli 2020.

Am augenfälligsten geschieht diese Umgestaltung an der Spitze: Nach zwölf Jahren beendet Pater Friedrich Emde SDS seine Tätigkeit als Schulleiter. Ihm wird Klaus Amann zum 1. August als Rektor nachfolgen. Neuer stellvertretender Schulleiter wird Frank Schmuck, der ehemaliger Schüler des Salvatorkollegs ist. Eine Feierstunde zur Amtsübergabe fand bereits am Dienstag nachmittag im Foyer der Schule statt (vgl. den Artikel „Zum Abschied – zum Anfang“ auf dieser Homepage). Bei der Abschlusskonferenz wurde Pater Friedrich nun vom Kollegium verabschiedet: Neben den Gesangsstücken eines eigens zu diesem Zweck gegründeten Lehrerchors wurde zu Ehren des langjährigen Schulleiters auch eine launige Laudatio von Thomas Epting zu Gehör gebracht. Diese beschäftigte sich mit dem Werdegang wie auch den Zukunftsaussichten Pater Friedrich Emdes. Für große Heiterkeit sorgte eine von Dr. Matthias Hoch erfundene phantastische Geschichte, deren Inhalt ebenfalls an den scheidenden Schulleiter erinnerte und zudem die Namen der Lehrerinnen und Lehrer des Salvatorkollegs enthielt.

Weniger augenfällig, dafür aber von mindestens ebenso großer Wirkung ist der Abschied von gleich drei langjährigen Lehrenden am Gymnasium. Zusammen bringen Gundula Blattner, Gisela Rothenhäusler und Wolfgang Saile stolze 102 Jahre Berufserfahrung im Lehramt zusammen.
Gundula Blattner unterrichtete seit Mai 1984 am Salvatorkolleg. Zu diesem Zeitpunkt waren viele der jüngeren Kolleginnen und Kollegen an der Schule noch gar nicht geboren. Ursprünglich waren acht Monate als Vertretung vorgesehen – sie blieb 36 Jahre. Im Lehrerzimmer lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, ihre beiden Kinder machten ihr Abitur am Kolleg. Frau Blattners große Leidenschaft war der Französischunterricht und so verwundert es auch nicht, dass sie 1988 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehörte, der die Partnerschaft mit Luxeuil-les-Bains ins Leben rief. An einem ihrer ersten Tage an der Schule hatte sie Probleme mit der Hektographiermaschine; wäre sie ein Jahr länger geblieben, hätte sie noch ein dienstlich nutzbares Tablet bekommen – der technische Wandel, so Gundula Blattner, zeige, wie lange die Zeit am Gymnasium dann doch war.

Noch ein Dienstjahr mehr kann Gisela Rothenhäusler vorweisen. Seit 1983 am Salvatorkolleg prägte sie das Schulleben in besonderem Maße, da sie nicht nur am Aufbau der Schülerbibliothek sondern auch an der Entwicklung des heutigen Schulprofils maßgeblich beteiligt war. Bekannt dürfte die passionierte Geschichtslehrerin für ihr Buch zum Wurzacher Schloss sein, für welches sie im Jahr 2008 den Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg verliehen bekam und das es seit einigen Jahren auch in englischer Übersetzung gibt. Auch Frau Rothenhäusler blickte auf ihre lange Karriere zurück und erinnerte daran, dass in den frühen 80er-Jahren unterrichtende Patres noch ein häufiger, Lehrerinnen dagegen ein seltener Anblick am Salvatorkolleg waren. Schließlich wurde auch Wolfgang Saile in den Ruhestand verabschiedet. Seit dem Jahr 1991 unterrichtete er Sport und Englisch am Bad Wurzacher Gymnasium und war sehr beliebt bei älteren wie auch bei jüngeren Schülerinnen und Schülern. Als bekennender Verehrer der englischen Sprache und Lebensart kann auch sein Humor recht schwarz sein: Im Hinblick auf seine nun beginnende Pensionszeit meinte er: „Ich werde einen Lebensabschnitt beginnen, den noch keiner überlebt hat“.

Neben den drei „Urgesteinen des Salvatorkollegs“ wurde auch Referendar Andreas Sandtner verabschiedet; seine Kollegin Friederike Schulz hat ihre Ausbildung ebenfalls erfolgreich beendet und bleibt gleich an der Schule. Schließlich wurden Signe Gade Balslev, Andrea Calderon Marquez und (in Abwesenheit) Aurélie Berthelot vom Europäischen Freiwilligendienst für Ihr Engagement an der Schule geehrt. Schließlich sei daran erinnert, dass auch Pfarrerin Barbara Vollmer nicht länger an der Schule unterrichtet. Seit dem Jahr 2012 war sie als evangelische Religionslehrerin und in seelsorgerischer Funktion am Salvatorkolleg tätig.

Vertraute Gesichter werden fortan fehlen, viele junge Kolleginnen und Kollegen haben in den letzten Jahren ihre Tätigkeit an der Schule aufgenommen: Das Salvatorkolleg verändert sich, hat dies aber im Verlauf der vergangenen fast 100 Jahre auch stets getan. Und daher blicke ich mit Zuversicht vom Epochenjahr 2020 aus in die Zukunft – auch und gerade diejenige der Schule.


Markus Benzinger

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