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Die Abiletten und der Abicup 2019 – nicht gesponsert von Adidas


„Abiletten – locker, lässig durchgeschlappt“ lautete das Motto des Abiturjahrgangs 2019 am Gymnasium Salvatorkolleg. Und dass dieser Sinnspruch treffend gewählt ist, zeigte sich im Rahmen der Abiturfeier am Samstag, den 13. Juli, in mehrfacher Hinsicht.

Zum einen, so betonte Schulleiter P. Friedrich Emde bei seiner Rede zur Zeugnisverleihung, bestehe eine gewisse Notwendigkeit zum besonnenen, nicht überstürzten Tempo, sowohl in der Schule als auch im Leben nach dem Abitur, das den Schülerinnen und Schülern nun bevorsteht. Mit Verweis auf den Soziologen Hartmut Rosa und des von ihm geprägten Begriffs der Beschleunigung als kulturhistorischer Grundvokabel der Gegenwart, warnte der Schulleiter sowohl Eltern als auch Schüler vor dem unreflektierten Gebrauch von Medien und der Rastlosigkeit im Denken und Handeln. Zugleich erläuterte er am Begriff der Resonanz (ebenfalls ein Schlüsselbegriff bei Hartmut Rosa), was guten Unterricht ausmacht: Die Fähigkeit, insbesondere von Lehrerseite, eine knisternde Spannung zu erzeugen.

Die Elternvertreterinnen Julia Fischer und Andrea Dennenmoser-Daflos nahmen das diesjährige Abimotto wörtlich und räsonnierten über die Aussichten und Möglichkeiten, die sich den Abiturientinnen und Abiturienten nun bieten, am Beispiel verschiedener Arten von Schuhen. Die Vertreterinnen von Schülerseite, Tamara Roth und Felicitas Schnell, ließen in ihrer Rede die Zeit am Salvatorkolleg mit ihren Schrecknissen, vor allem aber den schönen Seiten Revue passieren und betonten, ähnlich wie zuvor der Schulleiter, die langsame und stetige Entwicklung der Persönlichkeit. Hierzu wählten sie das Bild der Raupe, die sich zum Schmetterling wandelt. Eine gelungene Metapher für einen Prozess, an dessen Ende das so genannte Reifezeugnis steht.

Eben diese Zeugnisse wurden danach feierlich überreicht. Dabei sind zwei erfreuliche Tatsachen festzuhalten: Zum einen haben alle Schülerinnen und Schüler, die zum Abitur zugelassen waren, dieses auch bestanden. Zum anderen schlossen fünf junge Erwachsene – Julian Birk, Amelie Blaut, Mara Schneider, Maren Schneider und Theophil Völkel – mit der Bestnote 1,0 ab.
Ein besonderer Dank geht an den Neigungskurs Musik der Abiturstufe unter der Leitung von Christine Braig und an den Percussion-Solisten Tim Waizenegger für die musikalische Gestaltung des Festakts in der Turnhalle des Salvatorkollegs.

„Abicup 2019“ – ein Transparent mit dieser Aufschrift empfing die Besucher des Kurhauses zum anschließenden Abitur-Ball und weckte beim anwesenden Lehrkörper sogleich schlimme Befürchtungen. Zu Unrecht, wie sich herausstellte: Ähnlich wie in den vergangenen Jahren erwies sich der Abiball 2019 als kurzweilige, gediegene Veranstaltung, bei der nur selten jemandem die Luft weg blieb. Einzig das Quizduell – Abiturstufe gegen Lehrerkollegium – brachte die Lehrerinnen und Lehrer ins Schwitzen: Bei der Beantwortung wissenschaftlicher Fragen aus den jeweiligen Fachgebieten der Lehrkräfte kamen diese nicht über ein mageres 2:5 gegen die mit geballter Expertise ausgestatteten Schüler hinaus. Die Strafe folgte auf dem Fuß: eine Runde Ententanz.

Ein weiteres Ratespiel, in dem Lehrer gegen Schüler antraten, bestand darin, jeweils die Eigenheiten der anderen Seite – also Marotten, Eigenheiten oder Zitate von Schülern bzw. Lehrern – richtig zuzuordnen. Biologielehrerin Hilde Walser wurde sogar ein individuelles Quiz im Stil von „Wer wird Millionär“ gewidmet. Sie vermochte es, alle Frage korrekt zu beantworten. Das Thema: ihr eigener Unterricht.

Einer der Französischkurse schrieb für Lehrerin Ulrika Stützle die Marseillaise um und ersetzte den blutrünstigen Text aus der Revolutionszeit durch eine Hommage an den Französisch-Unterricht. Der andere Kurs indes inszenierte den Alltag von Französischlehrerin Ingrid Diem als kurzes Theaterstück – Sebastian Zeh brillierte in der Hauptrolle.

Schulleiter P. Friedrich Emde und sein Stellvertreter Klaus Amann durften bereit zuvor beweisen, wie gut sie ihre Schüler kennen. Unterstützt durch Mathelehrerin Birke Conrad mussten sie erraten, nach welchen Kriterien sich auf der Bühne Schülergruppen je neu zusammenstellten. Für den musikalischen Part sorgte die Big Band des Salvatorkollegs unter der Leitung von Manfred Gaupp, die durch den Weggang der Abiturienten einen ziemlichen Aderlass verkraften muss – „abitur“ ist bekanntlich Latein und bedeutet „es wird weggegangen“. Bei ihrem letzten Auftritt in „alter“ Besetzung musste die Band zwei Zugaben spielen.

Bleibt noch das geheimnisvolle Plakat mit der Aufschrift „Abicup 2019“: Ausgehend von ihrem Abimotto hat sich die Abiturstufe tatsächlich beim Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach um ein Sponsoring beworben. Ein entsprechendes Video, welches die Schülerinnen und Schüler beim Sport zeigt, wurde produziert und eingesandt – es war bei der Abiturfeier zu sehen. Die Antwort von Adidas war freundlich, aber leider abschlägig.


Markus Benzinger

>> zum Bericht in der SZ vom 15. Juli 2019

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