Suche

Zammgrauft! – Der Besinnungstag der siebten Klassen in Hauerz 2020


Vier Mal in der „Karriere“ am Salvatorkolleg geht jede Schülerin und jeder Schüler auf Besinnungstage: Mehrtägig in der fünften Klasse zum Kennenlernen, in der zehnten Klasse und – gewissermaßen zum Abschluss der Zeit am Kolleg – freiwillig in Kursstufe 2. Hinzu kommt der Besinnungstag in Klassenstufe 7.

Dieser fand heuer, verteilt auf drei Termine für die drei Parallelklassen, in der zweiten Januarhälfte im Gemeindehaus in Hauerz statt. Unter der Leitung von Schulseelsorger P. Mariusz Kowalski lernten die Schülerinnen und Schüler viel über das Zusammenleben in der (Klassen-) Gemeinschaft, über Kommunikation mit und ohne Worte und über Gewalt.

Grundlage des Tagesablaufes war dabei das von der Münchner Polizei erarbeitete und seit Jahren bewährte Programm „Zammgrauft!“ zur Gewaltprävention. Spielerisch wurde so das Vermögen der Jugendlichen getestet, sich in der Gruppe zu verständigen, um etwa, ohne Worte zu gebrauchen, sich – stets mit mindestens einem Fuß auf einem am Boden liegenden Seil stehend – nach einem vorgegebenen Kriterium in einer Reihe zu ordnen. Bei einem anderen Spiel ging es darum, alle Schülerinnen und Schüler der Klassen auf möglichst wenigen Stühlen stehend unterzubringen. Dabei bemerkten die Jugendlichen buchstäblich hautnah, wie sich die unfreiwillige Nähe anderer anfühlen kann.

Am Nachmittag wurde es noch etwas handfester: Wie Ausgrenzung funktioniert und welche Rolle die Umstehenden bei Schlägereien spielen, zeigten zwei entsprechende handlungsorientierte Aktionen: Bei der ersten mussten drei Schüler versuchen in jeweils einen zuvor gebildeten Kreis von etwa zehn Mitschülern einzudringen, wohingegen diese den Auftrag haben, den „Eindringling“ um jeden Preis draußen zu halten – es sei denn, er oder sie bittet höflich um Aufnahme.

Im zweiten Fall bekämpfen sich zwei Schüler ganz konkret. Während sie sich mit Sitzpolstern schlagen – was freilich die Verletzungsgefahr niedrig hält – werden sie auf ein zuvor insgeheim abgesprochenes Signal von P. Mariusz hin von den nahe am Kampfgeschehen sitzenden Mitschülern mal lautstark angefeuert, mal angeschwiegen. Die Moral von der Geschichte ist naheliegend, in dieser Modellform aber sehr eindrucksvoll zu verstehen: Bestimmte Arten der Gewalt funktionieren oder eskalieren nur vor ausreichend Publikum.

Darüber hinaus ordneten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Fallbeispiele auf einer bereits vormittags erstellten „Gewaltskala“ ein, nahmen dann Änderungen bei der Einordnung vor und diskutierten diese: Ist es schlimmer bzw. „gewaltsamer“, mit Tempo 90 durchs Wohngebiet zu rasen, einen unfolgsamen Hund mit der Leine zu schlagen oder eine weiße Wand mit Graffiti zu verunstalten? Eine Geschichte vom Nein-Sagen, die der Schulseelsorger erzählte, machte die Jugendlichen schließlich sensibel für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse und dafür, dass es richtig ist, anderen Grenzen aufzuzeigen, insbesondere wenn es um den eigenen Körper geht.

Neben vielen weiteren Spielen und Aktionsformen kam bei den Schülerinnen und Schülern besonders gut das gemeinsame Mittagessen im Wirtshaus Seif in Hauerz an. Bei Spaghetti – wahlweise mit Bolognese- oder Tomatensauce – herrscht eitel Frieden.

Markus Benzinger

Mehr Info