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Wohnheim St. Hedwig in Bad Wurzach
Erfahrungsreich, lustig und schön!

Besser lässt sich unser zweiwöchiges Praktikum im Wohnheim St. Hedwig in Bad Wurzach wohl kaum zusammenfassen. Vor Beginn unseres Praktikums hatten wir beide Sorgen, dass wir mit den dort gestellten Herausforderungen und mit den dort lebenden Menschen nicht den richtigen Umgang finden können und überfordert sind. Doch diese Angst war bereits nach unserem ersten Arbeitstag verflogen.

Wir wurden sehr herzlich begrüßt und auch alle Bewohner haben sich über unseren Besuch gefreut. Die Mitarbeiter waren sehr nett und haben uns viel Freiraum gelassen, um uns an die neue Situation und Umgebung erstmals zu gewöhnen. Des Weiteren waren Sie von Anfang an offen für alle möglichen Fragen und wir hatten einen sehr unkomplizierten Umgang miteinander.

Im Haus St Hedwig wohnen insgesamt 36 Bewohner und Bewohnerinnen mit eingeschränktem Leben. In dieser Einrichtung sind diese fast ausschließlich Erwachsene und Senioren. Tagsüber sind viele von ihnen beim Arbeiten in Behindertenwerkstätten, welche zum Beispiel in Bad Waldsee, Zaisenhofen oder Kißlegg sind. Die Senioren jedoch sind auch tagsüber im Heim, in der Tagesstruktur. Dementsprechend hatten wir hauptsächlich mit diesen zu tun und verbrachten viel Zeit mit Ihnen.  

Doch, wie genau hat die Tagesstruktur ausgesehen und was haben wir gemacht?

Natürlich ist jeder Tag anders, allerdings wird sehr darauf geachtet, dass den Menschen dort eine klare, grundlegende Struktur jeden Tag vorliegt. Die Tagesstruktur beginnt um 9 Uhr nach dem Frühstück und der Pflege der Bewohner. Auch für uns startete um 9 Uhr die Arbeit. Begonnen wurde in einem Stuhlkreis. Dort wurde der Tag geplant und es konnten, wenn es welche gab, Sorgen oder Anliegen besprochen werden. Außerdem wurde immer vorgelesen, was es zu Mittagessen gab. Bei diesem Thema haben die Bewohner ihre Ohren besonders weit geöffnet. Als dies abgeschlossen war, setzten wir uns an den großen Gruppentisch und jeder durfte den Morgen selbst gestalten. Oft wurden Spiele gespielt, Mandalas gemalt oder etwas gebastelt. Die Interessen aller Bewohner sind sehr unterschiedlich, weshalb es nicht immer einfach war, allen gerecht zu werden. Dabei konnten wir die Mitarbeiter unterstützen, da diese auch oft noch andere Aufgaben zu erledigen hatten.

Im ersten Moment hört sich der Ablauf der Tagesstruktur vielleicht sehr langweilig an. Doch das war es definitiv nicht. Oft wurde morgens noch der Tageseinkauf mit den Bewohnern erledigt. Die Mitarbeiter legen grundsätzlich viel Wert auf Abwechslung und achten darauf, dass alle Bewohner mehrmals die Woche auch mal das Haus verlassen.

Auch das Mittagessen war sehr interessant. Da manche Bewohner nicht mehr richtig beißen können, muss das Essen, welches täglich geliefert wird, erstmal für diejenigen präpariert werden. Auch hier konnten wir mit anpacken und man lernte schnell dazu, wie individuell jeder Bewohner behandelt wird. Am Mittwoch und am Wochenende wird immer selber gekocht und auch wir wurden vor die Herausforderung gestellt, für die Bewohner etwas zu zaubern. Die Freude auf das Mittagessen war immer sehr groß und es hat sich nie jemand über das Essen beschwert.

Was das Praktikum auch sehr angenehm machte, waren die ausreichenden Pausen. Mittags durften wir während der Mittagsruhe der Bewohner Pause machen und uns etwas zu essen holen. Nach dieser Pause kam das Mittagsprogramm. Dieses war sehr abwechslungsreich.  Es wurden Spaziergänge an der frischen Luft gemacht, Kaffee getrunken oder auch eine (von sehr vielen) Runde „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Dieses Spiel war sehr beliebt, doch verlieren konnte keiner der Bewohner so wirklich.

Neben der sehr präsenten täglichen Struktur haben wir auch erfahren, dass es viele Ausflüge, vor allem im Sommer, gibt. Schwimmen gehen ist zum Beispiel eine sehr beliebte Aktivität der Bewohner. Zusätzlich zu Ausflügen gibt es auch Projekte im Heim. Während unserem Praktikum war dies die Fasnet im St. Hedwig, bei der sogar die Narrenzunft und der Fanfarenzug zu Besuch waren. Somit war das ganze Haus voll mit gut gelaunten „Mäschkerle“ und es war ein sehr netter Abend, bei dem auch wir Teil davon sein durften.

Nun stellt sich noch die Frage, was haben die Menschen überhaupt für Einschränkungen?

Menschen mit Behinderung haben körperliche, seelische und/ oder geistige Beeinträchtigungen. Wichtig ist zu erwähnen, dass das Krankheitsbild bei jedem Bewohner verschieden ist. Manche können zum Beispiel sehr gut sprechen und andere gar nicht.  Aufgrund von epileptischen Anfällen oder anderen Einschränkungen, ist es wichtig, dass alle Bewohner auch nachts überwacht und umsorgt werden. Dafür sind Nachtschichten nicht zu vermeiden, wovor wir höchsten Respekt haben, da Mitarbeiter, die dies übernehmen, Verantwortung für alle Bewohner ganz alleine tragen.

Zusammenfassend können wir sagen, dass die Zeit im Haus St. Hedwig sehr schön war und es die Erfahrung auf jeden Fall Wert war. Wir haben einen super Einblick in die Welt dieses Behindertenheim bekommen und nun ein viel besseres Verständnis dafür erhalten, was die Arbeit mit eingeschränkten Menschen mit sich bringt. Die Bewohner geben einem sehr viel zurück und wir hatten einige lustige Momente, die wir nicht so schnell vergessen werden.

 Zum Abschluss wollen wir uns bei dem Haus St. Hedwig und vor allem auch bei den Mitarbeitern bedanken, die immer ein offenes Ohr für Fragen hatten und uns ein erfolgreiches Praktikum ermöglicht haben. Es war eine schöne Zeit!

Sophia Längst und Lasse Beutinger