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Kalorienkrieg im Hungerland – Literaturpreisträger Wolfgang Brenner liest am Salvatorkolleg aus seinem Werk „Zwischen Ende und Anfang“

Eine Geschichtsstunde der besonderen Art fand am vergangenen Montag, den 17. September für die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen am Salvatorkolleg statt. Der Träger des Friedrich-Schiedel-Literaturpreises der Stadt Bad Wurzach 2018, Wolfgang Brenner, las aus seinem preisgekrönten Werk „Zwischen Ende und Anfang. Nachkriegsjahre in Deutschland“ vor.

Wolfgang Brenner (63) ist Autor, Historiker und Journalist. Entsprechend breit ist die Palette seiner Publikationen. Sie reicht von zahlreichen Zeitungsartikeln, -beiträgen und Kolumnen – unter anderem in der Frankfurter Rundschau, der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung – über Hörspiele und Drehbücher (etwa zu den Reihen „Polizeiruf 110“ und „Tatort“) bis hin zu Kriminalromanen und geschichtswissenschaftlichen Büchern. Zu diesen zählen etwa eine Biographie über den Weimarer Politiker und Industriellen Walther Rathenau oder eben das jüngst ausgezeichnete Werk zur Geschichte der deutschen Nachkriegszeit.

Seinem Vortrag in der Mensa des Salvatorkollegs schickte Brenner eine kurze Einführung voraus, um den Jugendlichen die Nachkriegszeit näher zu bringen. Er erzählt von seinen Kindheitserinnerungen, in denen dem Essen, wie er fand, stets eine übergroße Rolle beigemessen wurde. Da Brenner bereits kurz nach den allerschlimmsten Jahren der Not (1954) geboren wurde, zudem im relativ gut versorgten Saarland, konnte er als Kind nicht verstehen, warum sein Vater manchmal mehrmals täglich überprüfte, ob genug Butter im Haus sei. Nach diesem persönlich gefärbten Themeneinstieg trug Brenner entsprechend die Kapitel „Kalorienkrieg“ und „Hungerland“ den Schülerinnen und Schülern vor. Immer wieder erläuterte er dabei Begriffe und Zusammenhänge, um den Zehntklässlern das Verständnis zu erleichtern – was allerdings nur bedingt nötig ist:

Zu den Stärken von Brenners Werk die sehr gute Verständlichkeit. Dies verwundert nicht, sieht sich doch Brenner, wie er im persönlichen Gespräch erläuterte, eher als Journalist denn als Historiker. Von daher möchte er mit seinem Buch „Zwischen Ende und Anfang“ nicht nur Geschichte, sondern eben auch Geschichten erzählen. Viele davon hat er von Zeitzeugen gesammelt: „Gerade noch rechtzeitig“, wie er in seinem Vortrag betonte, denn die Anzahl derjenigen, die noch bewusste Erinnerungen an die Nachkriegszeit haben, nimmt rapide ab.

Dass diese Erinnerungen manchmal skurril und komisch, oft aber einfach nur schrecklich sind, liegt auf der Hand. Vielerorts noch immer als „schlechte Zeit“ bekannt, erzählen Zeitzeugen der Jahre 1945-1948 von Ereignissen, die auch den heutigen Schülern nahe gehen: Wenn Kinder zum Beispiel nur eine Mahlzeit am Tag bekommen konnten oder ein in den Straßen verendetes Pferd sofort von den Menschen als Nahrungsquelle wahrgenommen und zerlegt wurde.

Im Anschluss an den Vortrag bestand für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Diese wurde aber vor allem von den begleitenden Lehrern genutzt. Die Schule dankt Herrn Brenner an dieser Stelle noch einmal für den kurzweiligen Vortrag.

Markus Benzinger