Suche

Ergänzungen

In der Chronik wird vermerkt: Ein Lichtblick tut sich auf: Bräumeister Schiele will den Ostflügel des Schlosses bis 31. Dezember 1924 gänzlich räumen. Die Mietleute im westlichen Flügel bleiben aber zum Teil noch bis 1926. 
Der Fürst von Zeil, der durch Vermittlung des P. General dem Kolleg das Vorkaufsrecht für das alte Schloss (Rentamt) mit Schlosskapelle und das Hofgut Wiesen einräumte, ließ die Schlosskapelle restaurieren und übergab alle Paramente und kirchlichen Gegenstände zur Benützung. Er zeigte den Patres gegenüber große Rücksichtnahme und Geduld, als wegen Geldmangel der Kauf immer wieder hinausgeschoben werden musste. Erst 1925 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. 
Im September 1925 begann man mit der Restaurierung der Außenfassade des Schlosses, die bis November beendet war. Die Renovierung des Treppenhauses bereitete mehr Sorge. "Den Roman der Restaurierung des Deckengemäldes sollte man besser erzählen als schreiben", meinte P. Lukas in einem Brief ans Generalat nach Rom. Durch das schadhafte Dach und das morsche Gebälk hatte sich das Deckengemälde vom Gebälk gelöst und musste mit viel Aufwand wieder befestigt werden. 
Die Zahl der Schüler wurde immer größer. Im Frühjahr 1929 zogen die ersten Schüler aus Wurzach bereits in die 6. Klasse nach Lochau. 
P. Lukas hatte große Pläne: zwei große Flügel sollten auf der Ost- und Westseite des Schlosses angefügt werden. Architekt Broeg von Leutkirch arbeitete den Grundriss aus. 1930 konnte mit dem Abbruch der alten Brauerei auf der Westseite begonnen werden und bis 1932 stand - auch mit Hilfe der Schüler - der Neubau auf der Westseite. 
Mit dem Dritten Reich begann eine schwierige Phase für das Kolleg. P. Lukas gab alle Verordnungen und Weisungen schriftlich heraus, damit sie ihm nicht zum Strick gedreht werden konnten. Weil Marsch und Musik im Dritten Reich groß geschrieben wurden, konnten diese auch als geeignete Mittel in der Erziehung der Schüler eingesetzt werden. So konnte eine Gründung der Hitlerjugend innerhalb des Kollegs vermieden werden. Verschärfte Inspektionen gab es ständig in der Schule. 
Seit dem missglückten Staatsstreich in Österreich rächte sich Hitler an Österreich durch die 1000-Mark-Sperre. Aus diesem Grunde konnten die Schüler von Wurzach nicht mehr nach Lochau. Sie wurden in Wurzach weiter unterrichtet - auch wenn es immer enger wurde. So waren für einige Zeit über 200 Schüler im Kolleg Bad Wurzach. 
Am 28. November 1937 kam das Verbot, weitere Schüler in das Salvatorkolleg aufzunehmen, die anderen Klassen konnten noch weitergeführt werden. An Ostern 1940 wurden sämtliche konfessionellen höheren Schulen geschlossen. 
Die Patres und Brüder, die noch nicht zum Wehrdienst eingezogen waren, wurden ins Rentamt umquartiert. 
Ab August 1940 wurde das Kolleg durch die Wehrkreisverwaltung Stuttgart als Kriegsgefangenenlager verwendet, über 800 Korsen wurden einquartiert, ab November 1942 wurden durch das württembergische Innenministerium über 600 Zivilinternierte der Kanalinsel Jersey ins Kolleg verlegt, Schutzpolizisten übernahmen die Verwaltung. Im Juni 1945 wurden noch etwa 800 russische Gefangene für wenige Wochen im Schloss untergebracht, die hier auf ihren Abtransport in die Sowjetunion warten mussten.

P. Leonhard Berchtold