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Projekt Compassion

Ein zartes Pflänzchen ist groß geworden. Was im Jahr 1998 mit sechs Schülerinnen und auf freiwilliger Basis begonnen hat, das ist heute als ein Element pädagogischer Profilbildung am Salvatorkolleg Bad Wurzach verwurzelt.
Im Schuljahr 2007/2008 absolvierten 90 SchülerInnen der Jahrgangsstufe 11 ein verpflichtendes Praktikum in einer sozialen Einrichtung. Damit nimmt eine Schule christlicher Prägung wie das Salvatorkolleg ihren Erziehungsauftrag ernst.

Kern des sogenannten Compassion-Projektes ist dieses zweiwöchige Praktikum zum Halbjahreswechsel. Die SchülerInnen arbeiten unter professioneller Anleitung in einem Kindergarten, einem Krankenhaus, einer Behinderteneinrichtung oder im Seniorenheim mit. Vor- und nachbereitet wird das Praktikum in Unterricht der verschiedenen Fächer. Gemeinschaftskunde und Religion stehen da an erster Stelle.
Am – vorläufigen – Ende des Projektes gibt es eine Reflexionsphase, in der die gesammelten Erfahrungen, Erlebnisse und Emotionen in der Klasse ausgetauscht und gemeinsam mit dem Lehrer in einer Präsentation aufgearbeitet werden.

Compassion meint “Empfindlichkeit für das Leid des Anderen“ (J.B.Metz) und soll als praktizierende Mitmenschlichkeit ein Kontrapunkt sein in einer Gesellschaft, die zunehmend geprägt ist von sinnentleertem Fun-Event, emotionaler Coolness und ausuferndem Individualismus.
Dagegen steht das Projekt Compassion. Soziales Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln ist neben umfangreichen theoretischen Kenntnissen und vielfältigem methodischen Können immer noch eine Schlüsselqualifikation in einer menschenwürdigen Gesellschaft.
J.B. Metz nennt Compassion ein „Weltprogramm des Christentums im Zeitalter der  Globalisierung“.
Jedenfalls durchbricht die Schule mit solch einem Projekt ihren isolierenden Schonraum und bringt sich in ein gesellschaftliches Umfeld ein, das zunehmend geprägt ist von Professionalisierung der sozialen Hilfe einerseits und Profitorientierung als einzige Maxime auf dem globalen Markt andererseits.

Soziales Lernen und Mitmenschlichkeit muss vom eigenen Erleben und Erfahren ausgehen und kann nicht nur theoretisch und rein rational im Unterricht vermittelt werden. Bloße Lippenbekenntnisse zu Engagement und sozialer Verantwortung sind leicht zu bekommen. Daher hat das Salvatorkolleg den Schritt gemacht – mit Zustimmung des Elternbeirats, der Schulkonferenz und der Gesamtlehrerkonferenz – das Compassion-Projekt als verbindliches Element des Schulprofils einzuführen.
Und der Erfolg bestätigt diese Entscheidung. Helfen kann auch Spaß machen, das ist eine häufige und überraschende Erfahrung der SchülerInnen. Und es sind mehr von unseren Jugendlichen bereit sich sozial zu engagieren als man gemeinhin annimmt. Dass die Begegnung mit Alten, Kranken oder Behinderten den jungen Leuten einen Weg zu mitmenschlichem Tun zeigen und damit auch zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung beitragen, das ist eine Hauptzielsetzung dieses Projekts.

Winfried Kramer